Vdonaukanal

Artwork: An der schönen blauen Donau

Standort:
Vilma-Steindling-Promenade, 1020 Wien
48°12’56.4″N 16°22’27.9″E

Das Artefakt „An der schönen blauen Donau” soll als abstrakter, teilweise transluzenter, nicht greifbarer Grenzstein fungieren. Er erinnert an den Seitenarm der Donau, der zum Donaukanal wurde, als Stadtgrenze, welche den heutigen 2. Gemeindebezirk Leopoldstadt vor seiner Eingemeindung von der Stadt Wien trennte. Grenzsteine dienten als materielle Rechtszeichen zur Markierung territorialer und eigentumsrechtlicher Grenzen und haben eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Historisch gesehen war der Umgang mit diesen Zeichen rechtlich streng geregelt, mit harten Strafen für Grenzvergehen. Auch der Untere Werd als Ghetto wurde 1656 durch einen Grenzstein von Wien abgegrenzt. Das Artefakt lädt zur Diskussion ein, was es heißt, eine Grenze zu setzen, aber auch, diese wieder versetzen oder gar auflösen zu können. 


Grenzen überschreiten ihre unmittelbare, praktische Funktion und berühren grundlegende philosophische Fragen zu Identität, Freiheit und Menschsein. Sie symbolisieren tief verwurzelte Bedürfnisse und Ängste und spiegeln unsere Selbst- und Weltwahrnehmung wider. Das Setzen von Grenzen dient der Unterscheidung und Identitätsbildung, indem es das Eigene vom Fremden abgrenzt, zugleich aber auch eine Sehnsucht nach Verbindung zeigt. Grenzen sind somit nicht nur Trennlinien, sondern auch Orte des Austauschs. Philosophisch gesehen, beleuchten sie die Janusköpfigkeit der Freiheit: Sie können Sicherheit und Ordnung bieten und gleichzeitig als Beschränkungen wirken, die uns isolieren und die Lebensvielfalt einschränken. Das Versetzen einer Grenze erfordert ein Umdenken, eine Neubewertung dessen, was möglich und wünschenswert ist. Es ist ein Zeichen der Anpassungsfähigkeit und des Wachstums, eine Anerkennung, dass das Leben nicht statisch ist, sondern ein ständiges Fließen und Verändern, wie der Fluss, die Donau. Das Auflösen von Grenzen geht noch weiter und fordert uns auf, die tiefe Verbundenheit aller Dinge zu erkennen. Es lädt uns ein, über die Dualitäten von Ich und Anderem, Innen und Außen hinauszudenken und einen Raum zu betreten, in dem Trennungen schwinden und wir ein tieferes Gefühl der Einheit erfahren.


Artists

Peter Schoiswohl
Kata Anna Tüz