Der Friedhof der Namenlosen im Alberner Hafen, abgeschieden bei Kilometer 1,918 entlang der Donau, barg einst die stille Erinnerung an etwa 600 Unbekannte, die durch die Gewalt des Flusses ihr Leben verloren. Bis zum Jahr 1940 diente dieser Ort als letzte Ruhestätte für jene, deren Identität oft im Dunkeln blieb – die Opfer von Unfällen, Morden oder ungeklärten Schicksalen. Die Schlichtheit der schmiedeeisernen Kreuze und die handgeschriebenen Beschriftungen wie „Namenlos“, „Unbekannt“, „Männlich“ oder „Weiblich“ auf den Grabmarkierungen erzählen von der namenlosen Stille, die diesen Ort prägt.
Die ältere Zone des Friedhofs, von der Natur überwuchert und vom Flusslauf umkämpft, erzählt die Geschichte einer Zeit, als die Überschwemmungen der Donau hier wassergetränkte Körper anschwemmten. Hingegen der neuere Abschnitt, erbaut ab 1900 und verstärkt 1935 mit einer Steinmauer und einer Kapelle, birgt eine seltene Ruhe nach 1940. Die Umgestaltung des Flusses durch den Bau des Alberner Hafens und der Getreidesilos im Jahr 1939 reduzierte die Anzahl der angeschwemmten Leichen drastisch. Seitdem wurden gefundene Überreste auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet, und offiziellen Aufzeichnungen zufolge fand die letzte Beisetzung auf dem Friedhof der Namenlosen im Jahr 1940 statt.
Die Bewahrung dieses inaktiven Friedhofs liegt heute in den Händen des Hafen Wiens und der Stadt, eine stille Würdigung an die Unbekannten, die einst an diesen Ufern angeschwemmt wurden. Josef Fuchs, ein ehrenamtlicher Totengräber bis 1939, machte es sich zur Aufgabe, diese namenlosen Seelen zu identifizieren. Seine gewissenhafte Recherche gab den meisten eine Geschichte und Identität zurück. Selbst nach seinem Tod im Jahr 1996 im Alter von 90 Jahren sorgte seine Hingabe dafür, dass viele der Toten nicht vollständig namenlos blieben.
Ein besonderes Gedenkritual wird Jahr für Jahr von Mitgliedern des Fischervereins Albern zelebriert. Auf einem geschmückten Floß, begleitet von Musik und Gebeten in verschiedenen Sprachen, erinnern sie an die Opfer der Donau. Dieses symbolische Ritual endet damit, dass das Floß auf die Donau hinausgelassen wird, als symbolische Verbindung zu jenen, die einst von den Fluten genommen wurden und deren Weg auf ewig ungewiss bleibt.