Vdonaukanal

Artwork: Rotunde II

Standort:
Weissgerberviertel, 1030
48°12’24.0″N 16°23’48.0″E

Die grandiose Rotunde im Wiener Prater wurde 1873 für die Weltausstellung gebaut, sollte aber nur temporär sein. Finanzielle Probleme nach der Ausstellung verhinderten den Abriss. Obwohl sie verspottet wurde, beherbergte sie über 60 Jahre lang verschiedene Events. Erst nach einem verheerenden Brand 1937 wurde sie zum Wahrzeichen Wiens.“

Die Rotunde war zu ihrer Zeit eines der größten Gebäude der Welt. Ein gebauter Raum zum Zwecke der Präsentation und Repräsentation, eine kühne Geste aus politischem Wille und technischer Innovation. Großteils aus Holz und Stahl gebaut, um es nach Beendigung der Wiener Weltausstellung wieder zu demontieren, blieb die Rotunde erhalten und ging als „Gugelhupf“ oder „Käseglocke“ in den Volksmund ein. Wie kann ein solches Gebäude in unser Erinnerung wieder auferstehen? Wie können die Dimensionen des Gebäudes und dessen Funktion imaginiert werden? Worauf fußt die Erinnerung, welche Spuren der Geschichte lassen sich auffinden?

Gibt man sich auf die Spuren Suche nach der Wiener Rotunde findet man schlecht aufgelöste alte schwarzweiß Fotos, Pläne, Skizzen und Architekturentwürfe. Texte der Zeit und Texte von nachfolgenden Autor:innen geben Zeugnis über den Bau und dessen Geschichte. Im Internet jederzeit einsichtig, kann man sich weltweit einen Eindruck von der Rotunde verschaffen. Eindruck und Ausdruck, was manifestiert sich in der individuellen Interpretation der digitalen Geschichts-Fetzen? Eindruck und Ausdruck bedingen den Gehalt der Geschichte.

Mittels aktueller 3D AI Generatoren wird das Gebäude analysiert, interpretiert, neu zusammen gebaut und zu einer Geschichts-Figur „verdeutet“. Eine digitale Skulptur entsteht, ein digital-transmorphes Raumgespinst, das die Idee der Rotunde aufgreift und in eine virtuelle Form übersetzt. Das Gebäude wird mit einem 3D Scan der Tänzerin Andrea Nagl vermengt. Aufgelöst als Gitterkörper, modelliert als Datenmesh und animiert als endzeitlicher Avatar umrundet und umschreitet die Rotunden-Figur sich selbst und die Betrachter:innen. Die Rotunde wird Hülle und Kleid, Körper und Nicht-Körper, Fragment einer nicht mehr existierenden Erinnerung und somit Datenkörper einer hereinbrechenden neunen Zeitrechnung. Im der Drehung bleibt die Geschichte lebendig und im Tanz beginnt das Bewusstsein um sich selbst zu kreisen.

Artists

Markus Wintersberger
Andrea Nagl