Die Wiener Urania wurde 1898 anlässlich der Ausstellung zum 50-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josefs eröffnet, zehn Jahre nach der Urania-Gründung in Berlin. Schnell entwickelte sie sich zu einem Zentrum der Erwachsenenbildung, das innovative Technologien einsetzte. Als Vorreiter führte die Urania Projektoren, Stumm- und Tonfilme in die Bildung ein. Sie beteiligte namhafte Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Jan Masaryk und Max Planck als Vortragsredner und legte Wert auf Wissenschaftsvermittlung und Public Science.
Ihr spezifischer Zweck, wie von Gastredner Wilhelm Eucken 1910 formuliert, bestand darin, Forschung zu popularisieren und die wertvolle Arbeit sowie die bildende Kraft dahinter aufzuzeigen. Die Urania strebte nach höheren Bildungszielen und setzte sich dafür ein, die Forschung zu fördern.
Das Gebäude der Urania, errichtet 1911 am Donaukanal, beherbergte auch die erste Volkssternwarte Österreichs. Ihr Bildungsanspruch war neutral und umfasste alle sozialen Schichten, wie von Ludo M. Hartmann Anfang des 20. Jahrhunderts betont wurde. Sie wollte sich fernhalten von politischen Belangen und sich auf die Verbreitung von Bildung und Wissen konzentrieren.
Nach 1945 erweiterte die Urania ihre Aktivitäten, einschließlich des bekannten Urania-Puppentheaters, und etablierte sich als führendes Institut für Allgemeinbildung. Das Urania-Gebäude wurde 2003 renoviert und umgebaut.“
Wie ein gestrandeter Tanker liegt das Gebäude der Urania am Donaukanal. Ein Schiff, eine Raumstation, ein Kino, eine in die Zeit gefallene Architektur. Vom Donaukanal kommend dreht man sich gekonnt die Rampe zur Urania hinauf, dreht sich weiter in das Gebäude hinein und schwebt mit den Gedanken gegen Himmel. Himmel hoch jauchzend und Himmel hoch, da komm ich her. Zeitlos elegant versammelt das Gebäude Wissenschaft, Kunst, Forschung und Vermittlung an einem Ort. Zeitlos schreibt sich die Geschichte in die schiere Unendlichkeit fort, hat dafür einen Raum, hat dafür einen Ort und hat dafür einen Grund.
Im Park des Schloss Belvedere in Wien steht die Statue der Urania, Muse der Astronomie, mit einem Globus und Kompass ausgestattet von Giovanni Stanetti (1663 -1726). Körperlich präsent in Stein geformt tritt die Figur uns entgegen. Statisch, ein Festkörper der griechischen Mythologie entrissen, ein Körper, der Körper einer Frau, eine Muse der Kunst, der Künste und der Künstler:innen. Ein Avatar aus vergangenen Zeiten wird nochmals Ausgangspunkt für eine 3D Neukreation mittels aktueller AI Applikationen. Die Maschine bildet aus digitalen Versatzstücken, Bildvorlagen und Text Prompts eine Neu-Gestalt, ein digitales Phantasma. Die Geschichte wird somit in ihrer Fiktion adressiert und bewegte Avatare der gegenwärtige Zukunft schreiten den Laufsteg der Urania Gezeiten ab.